Robert Seeger hat auf den Online Expert Days den Stecker gezogen. Seine Diagnose: Online-Marketing, wie wir es kennen, ist tot. Im post-programmatischen Zeitalter, in dem KI den Content erstellt und Algorithmen die Reichweite diktieren, bleibt nur eine Frage: Bist du eine Algorithmus-Marionette oder ein echter Mensch? Hier ist das Manifest für eine neue Ära, in der wir uns vom Homo Sapiens zum „Homo Sentiens“ entwickeln.
Wir starren auf Dashboards, optimieren CPCs und prompten uns durch den Tag. Wir versuchen krampfhaft, den Algorithmus zu füttern. Doch während wir die Maschine bedienen, haben wir das Wichtigste vergessen: Den Menschen am anderen Ende des Screens.
Robert Seeger wagt die Reise ans Ende des klassischen Online-Marketings. Sein Appell: In einer Welt der perfekten künstlichen Generierung werden Empathie, Kreativität und bewusste Unperfektheit zu den härtesten Währungen. Doch was heißt das konkret?
Robert Seeger lieferte 5 Beispiele, die zeigen, wie dieser Wandel in der Praxis aussieht – und die man kennen muss, um sie zu verstehen.
1. Setze auf 00M(ensch) statt auf 007
Sölden ist bekannt als James-Bond-Drehort (007). Viele Marketer agieren heute wie Agenten: Sie tracken, spionieren Daten aus und feuern automatisierte Kampagnen ab. Robert Seeger zeigte einen Geschäftsführer in Sölden, der diesen Spieß umdreht. Er nutzt die Daten nicht für Retargeting-Ads, sondern für echte Gastfreundschaft.
Der Case: Der Geschäftsführer von der James Bond Erlebniswelt “007 Elements” analysiert digital, welche Gäste gerade im Tal sind – wer hat Einfluss, wer passt zur Marke? Doch statt einer automatisierten E-Mail („Schön, dass du da bist“), greift er zum analogen Mittel: Er sucht den persönlichen Kontakt. Er bietet diesen Gästen eine exklusive, persönliche Führung an – bis zu drei Mal am Tag.
Das Learning: Er nutzt High-Tech für die Analyse, aber High-Touch für den Abschluss. Das ist 00M (Mensch): Die Technik liefert den Lead, der Mensch baut die Beziehung.
2. Überdosis Gefühl: Warum Fühlen das neue Wissen schlägt
Wir optimieren unsere Bilder für Instagram, damit sie perfekt aussehen. Aber was passiert, wenn wir nichts mehr sehen? Robert Seeger erzählte die Geschichte von „Lilly“, einer Tanzlehrerin, die blind ist.
Der Case: In Lillys Tanzkursen tragen auch die sehenden Teilnehmer Augenmasken. Wenn der visuelle Schein wegfällt (keine Spiegel, keine Instagram-Optik), passiert etwas Magisches: Die Teilnehmer müssen fühlen. Sie müssen zuhören. Sie müssen vertrauen.
Das Learning: Wir bewegen uns vom „Homo Sapiens” (der alles weiß und sieht) zum „Homo Sentiens” (der fühlt). Wenn KI perfekte Bilder generieren kann, ist das „unperfekte“ echte Gefühl dein einziger USP. Marketing muss wieder spürbar werden, nicht nur sichtbar.
3. Humor ist wichtig (Auch dort, wo es wehtut)
Oft glauben wir, B2B oder seriöse Branchen müssten trocken sein. Robert Seeger beweist das Gegenteil mit zwei Beispielen, die zeigen: Humor ist der Schlüssel zur Aufmerksamkeit.
Die Cases:
- Ms. pencils away: Eine Lehrerin, die auf Social Media nicht den perfekten Unterricht inszeniert, sondern jeden Tag simpel eine Scherzfrage filmt. Low Budget, aber maximale Sympathie („Tägliche Dosis Glück“).
- Schmäh-Brüder: Eine Kampagne aus dem Pflegebereich (Barmherzige Brüder). Pflege ist ein harter Knochenjob, oft mit Tod verbunden. Doch statt nur Betroffenheit zu zeigen, zeigen sie den „Schmäh” (Humor) unter Kollegen.
Das Learning: Humor bricht die Barriere der Professionalität auf. Er macht Marken nahbar. Wer lacht, hört zu.
4. Bewahr den Zauber und die Würde
Müssen wir jeden Trend mitmachen? Müssen wir auf TikTok tanzen, wenn wir Reisebus-Touren verkaufen? Robert Seeger sagt: Nein. Bewahre deine Würde.
Der Case: Kneissl-Touristik hat etwas gewagt, wovon jeder Social-Media-Guru abraten würde: Sie haben ihren gedruckten Reisekatalog Seite für Seite digital vorgelesen.
- Auf Instagram? Ein Flop. Die Zielgruppe dort will schnelle Schnitte und Ästhetik.
- Auf Facebook? Ein viraler Hit. Warum? Weil ihre (ältere) Zielgruppe genau dort ist und es genießt, vorgelesen zu bekommen. Es war authentisch, unaufgeregt und passgenau.
Das Learning: Sei keine Algorithmus-Marionette. Mach den „Eltern-Test“: Würden sich deine Eltern für die Kampagne schämen? Wenn ja, lass es – egal was der Algorithmus sagt.
5. Bleib ruhig und wirke (Von FOMO zu FOMI)
Wir alle kennen FOMO (Fear Of Missing Out). Wir hetzen jedem Trend hinterher. Robert Seeger fordert den Shift zu FOMI – Fun Of Making Impact. Marketing soll nicht nur verkaufen, es soll verändern.
Der Case: Der Wings for Life World Run. Hier geht es nicht primär um Red Bull Marketing. Es geht um eine Mission: Laufen für die, die es nicht können. Querschnittslähmung heilbar machen.
Robert Seeger selbst stellte sich für ein Interview ins absurde „Catcher Car”-Kostüm. Nicht, weil es professionell aussieht, sondern weil es Aufmerksamkeit für die Sache bringt.
Fazit: Am Ende läuft alles auf die österreichische S-DNA hinaus: „Scheiß di nit an.“ (Trau dich einfach).
Wir zerdenken zu viel. Wir sichern uns zu oft ab. Das Ende des Online-Marketings ist der Anfang von etwas Echtem. Eine Liebeserklärung an alles, was KI (noch) nicht kann: Lachen. Weinen. Seele.
Auch das Beispiel von Airbnb in Afrika, wo ein ganzes Dorf durch Tourismus-Einnahmen wirtschaftlich überleben kann, zeigt: Marketing kann Lebensgrundlagen schaffen.
Bist du bereit für Impact statt nur Impressions? Lass uns Marketing machen, das wirkt. #letsgrowtogether















