Ein Vortrag auf der OMX hat das Thema der „Attention Economy“ aus einer sehr operativen Perspektive beleuchtet. Ilias Benameur widmete sich in seiner Keynote einer Zielgruppe, die vielen Marketing-Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereitet: den sogenannten „Unreachables“.
Damit sind junge Nutzer gemeint, die zwar digitaler sind als jede Generation vor ihnen, sich klassischen Werbemechaniken aber fast vollständig entziehen. Ilias startete mit einer Zahl, die das Dilemma sehr nüchtern auf den Punkt bringt: 85 % der User skippen Ads in weniger als 2,5 Sekunden.
In der Praxis bedeutet das oft: Sehr wenig bis kein Impact. Es wirkt schon fast so als würde die Botschaft verpuffen, bevor sie überhaupt gesehen wurde. Doch die Kernbotschaft des Vortrags war keineswegs pessimistisch, sondern lösungsorientiert. Die Zielgruppe ist nicht unerreichbar – sie erfordert nur eine andere Strategie. Unternehmen und Marken müssen lernen, kulturell relevanten Content zu produzieren und eine Agilität an den Tag zu legen, die viele so bisher nicht gewohnt waren.
Agilität als neuer Standard
Wie aber schafft man es, diese 2,5-Sekunden-Hürde zu überwinden und kulturelle Relevanz zu erzeugen? Der Schlüssel liegt of im agilen Arbeiten. Das Prinzip ist simpel, aber fordernd: Trends sehen, adaptieren und umsetzen. Und das am besten schnellstmöglich.
Aber Geschwindigkeit allein reicht nicht. Ein weiterer entscheidender Faktor ist, dass der Content die Sprache der Plattform und der Community spricht. Nur wenn Inhalte nicht wie ein Fremdkörper wirken, sondern den Vibe des Feeds aufgreifen, bleiben die Nutzer stehen.
Outbound Community Management: Der Dialog als Wachstumstreiber
Ein oft unterschätzter Hebel, um die „Unreachables“ zu erreichen, ist der Shift vom Monolog zum Dialog. Unternehmen und Brands müssen dorthin, wo die Zielgruppe bereits ist – in die Kommentarspalten anderer Marken, Creators und viralen Videos.
Ilias nannte das „Outbound Community Management“. Die Zahlen, die er dazu präsentierte, sprechen eine deutliche Sprache:
- 80,9 % der Nutzer geben an, dass sie Marken mögen, die unter Videos von typischen Nutzern kommentieren.
- Über 76 % würden solchen Marken eher folgen.
Das zeigt: Wer sich aktiv in Diskussionen “einmischt” (natürlich authentisch und nicht werblich), wird nicht als Störfaktor wahrgenommen, sondern als Teil der Community.
Dies ist ein Win-Win: Man baut Sympathie auf und nutzt die Interaktion gleichzeitig als Trend-Radar, um neue Mechaniken und Themen frühzeitig zu erkennen.
Neue KPIs – Quality-Time statt Vanity-Metrics
Wenn die Aufmerksamkeitsspanne das Nadelöhr ist, müssen wir auch die Messung und das Reporting anpassen. Ein „View“ sagt wenig aus, wenn der Nutzer nach ein paar Sekunden weiterscrollt. Deshalb sollte der Fokus auf einem anderen KPI liegen: „Quality time spent with brand“.
Dazu hat Ilias uns drei konkrete Messgrößen vorgestellt, die mehr Tiefe bieten als der klassische TKP (Tausender-Kontakt-Preis):
- CPMv (Cost per 1,000 6-second & 15-second views): Hier wird gemessen, was es kostet, dass Nutzer tatsächlich 6 oder sogar 15 Sekunden dranbleiben.
- CPE (Cost per Engagement): Wie effizient generieren wir Likes, Kommentare und Shares?
Diese Verschiebung der KPIs sorgt dafür, dass Budgets nicht nur in Impressions oder Reach fließen, sondern in Zahlen, in denen sich die Zielgruppe tatsächlich mit der Marke beschäftigt.
Mein Fazit
Der Vortrag von Ilias Benameur hat eines deutlich gemacht: Die „Unreachables“ sind eigentlich gar nicht unerreichbar.
Es braucht Mut zur Lücke, Mut zur Geschwindigkeit und den Willen, Teil einer Community zu sein. Für uns bei KLIXPERT.io ist das eine Bestätigung unserer Arbeitsweise: Growth entsteht heute dort, wo Strategie auf Agilität trifft und wo wir nicht nur auf Klicks schauen, sondern auf echte Resonanz.
Über den Speaker: Ilias Benameur
Ilias Benameur ist Founder und CEO von gen-up, einer auf Gen Z Marketing und Recruiting spezialisierten Agentur. Er beschäftigt sich intensiv mit Strategien zur Aktivierung von Zielgruppen wie den „Unreachables“.















