Was haben 227 Kilometer LeidenSchaft, 5.500 Höhenmeter – also der Ötztaler Radmarathon – mit der OMX in Salzburg zu tun?
Wenn man Wolfgang Jung glaubt, haben die Ötztaler in ihrem Video in Sachen Storytelling alles richtig gemacht. Sein Vortrag „Warum dein Marketing niemanden berührt & wie du mit Storytelling Herz, Kopf und Kunden erreichst“ war für mich persönlich eines der absoluten Highlights der Konferenz.
Der Golden Circle und das fehlende „Warum“
Wolfgang holte uns direkt mit einem alten Bekannten ab, den wir bei KLIXPERT.io sehr schätzen: Dem „Golden Circle“ von Simon Sinek (Why, How, What). Es ist die Basis unserer Arbeit. Wenn ein neuer Kunde zu uns kommt, optimieren wir nicht sofort Kampagnen. Wir fragen: Warum seid ihr hier? Was sind eure Träume? Wir versuchen, auf der Startseite in 5 Sekunden das „Why“ klarzumachen.
Doch Wolfgang ging tiefer. Sein Credo: „Jede Erkenntnis beginnt bei den Sinnen.“ (Leonardo da Vinci).
Seid ihr echt? Oder nur gefiltert?
Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch den Tag in Salzburg: Authentizität.
Früher hätten wir alle genickt und gesagt: „Ja, klar sind wir echt.“
Heute? Eher weniger. Wir verstecken uns hinter Filtern, KI-Texten und polierten Fassaden. Wir täuschen Perfektion vor. Doch genau hier liegt die Chance: In einer Welt voller Masken sticht das echte Gesicht heraus.
Wolfgangs Appell war deutlich:
- Zeigt euch verletzlich.
- Zeigt nicht nur die Highlights, sondern auch die „Downlights“.
- Erzählt von euren echten Herausforderungen.
Warum das funktioniert? Weil jeder Mensch Filter hat. Der eine hat Beziehungssorgen, der andere kämpft mit einer Kündigung oder schwebt im Liebeshoch.
Wenn wir nur mit Fakten kommen, prallen wir an diesen roten Filtern ab. „Geschichten schicken unser Gehirn auf Urlaub“, sagt Wolfgang. Wenn wir eine gute Story hören, vergessen wir kurz unsere Sorgen. Die Filter fallen. Je mehr Vertrauen wir aufbauen, desto durchlässiger werden diese Filter.

Wie Storytelling funktioniert: Ein Ausflug ins Ötztal
Wolfgang hat nicht nur theoretisiert, er hat es selbst bewiesen. Sein Vortrag war Storytelling vom Feinsten. Er hat uns seine Herausforderungen in den letzten Monaten gezeigt. Er hat uns Gänsehaut bereitet.
Zum Thema, wie man es macht, zeigte er uns den Imagefilm des Ötztaler Radmarathons. Laut ihm erfüllt dieses Video die höchsten Regeln des Storytellings. Und ja, ich saß im Publikum und war begeistert. Klar, ich kenne das legendäre Radrennen sehr gut, und war natürlich getouched.
Er gab uns einen konkreten Tipp: Erzähle Geschichten im Präsens! Das holt den Zuhörer ins Hier und Jetzt.
Wenn man das Video des Ötztaler Radmarathon betrachtet, hört es sich exakt so an:
Jahr Millionen schon stehe ich hier.
Meine Falten sind eure Täler.
Und auf meinem Rücken baut ihr eure Straßen.
Durch mein Herz grabt ihr tiefe Tunnel.
Wie aus dem nichts seid ihr gekommen und habt die Welt erobert.
Doch euer Ruhm ist kurz.
Ich werde noch da sein, wenn ihr längst nicht mehr seid.
Das ist Storytelling. Es geht nicht um die Kilometer (Fakt). Es geht um den Kampf gegen sich selbst (Emotion).
Die 4-Schritte-Formel statt Heldenreise-Epos
Wir müssen keine 12 Stationen der Heldenreise nach Joseph Campbell abarbeiten. Wolfgang Jung bricht es für uns Marketer auf eine simple 4-Schritte-Formel runter:
- Der Protagonist (Der Held/Kunde)
- Sein Problem (Der Schmerz)
- Sein Ziel (Der Traum)
- Deine Lösung (Die Brücke)
Und das Wichtigste in Wolfgangs Worten: H2H statt B2B. Am Ende machen wir Geschäfte von Mensch zu Mensch (Human to Human).
Mein Takeaway für KLIXPERT: Gänsehaut als KPI?
Wolfgang Jung hat nicht nur über Emotionen gesprochen, er hat sie gelebt. Indem er seine eigene Geschichte und gesundheitlichen Herausforderungen teilte, hat er sich verletzlich gezeigt – und den ganzen Saal berührt.
Für mich war das ein echter Denkzettel. Bei KLIXPERT.io sind wir stark in Daten und Fakten. Gerade in unseren B2B-Projekten für Healthcare & Medtech geht es oft um Antikörper, Regulatorien und komplexe Therapien. Wir machen das gut, wir erklären hilfreich und ziehen tausende Leser an. Aber berühren wir das Herz?
Ich musste sofort an unsere Kampagne mit Bányai Augenheilkunde denken. Wir haben Nico Auer von Antenne 1 begleitet. Das Video, in dem er am Morgen nach der Augenlaser-OP vor dem Spiegel steht und zum ersten Mal seine Augenklappen abnimmt, ist purer Gänsehaut-Content. Sein ungläubiges „Wow… Wow, ich kann mich ohne Brille erkennen!“ – das kannst du nicht scripten. Das ist echt.
Genau da wollen wir hin. Auch im B2B. Denn hinter dem Forscher, der über eine neue Therapie entscheidet, steckt ein Mensch, der Leben retten will. Hinter der Praxismanagerin der Augenlaserpraxis steckt jemand, der Sicherheit sucht. Natürlich ist die Diskussion über Budget und Zeit (Pareto 80/20) immer da. Ein emotionales High-End-Video schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Aber Wolfgang hat mir gezeigt: Ein Invest in emotionales Branding kann der Growth Hack sein, den wir alle suchen.
Fazit
Sei authentisch und einzigartig! Und vor allem: Machen! Träumen allein reicht nicht, man muss in die Umsetzung kommen. Ich nehme aus Salzburg mit: Wir werden bei KLIXPERT weiterhin am „Why“ arbeiten, aber wir werden mutiger darin sein, Emotionen zu zeigen. Auch, wenn es um Medizintechnik geht. Vielleicht gerade dann.















