Nach dem energetischen „Rap & Rush“ von Björn Darko, der uns gezeigt hat, wie wir die Schleusen für Traffic öffnen, brachte Jörg Niethammer (Hansgrohe) am Nachmittag die notwendige strategische Ruhe und Tiefe in den Salzburger Konferenzsaal.
Jörg ist ein Veteran der Szene: Seit über 20 Jahren im Web, mehr als 10 Jahre SEO-Erfahrung und heute der strategische Kopf hinter der Suche bei Hansgrohe. Er weiß: Traffic allein bezahlt keine Rechnungen. Besonders nicht in einem komplexen B2B/B2C-Modell, wo der Hersteller (Hansgrohe) nicht direkt an den Endkunden verkauft, sondern der Kaufabschluss oft beim Handwerker vor Ort passiert. Es gibt also keinen Onlineshop, der die Customer Journey abschließt und Messdaten wie Durchschnittswarenkorb oder gar CLV (Customer Lifetime Value messbar) messbar macht.
Sein Vortrag war eine Blaupause dafür, wie man SEO nicht als Insel-Disziplin, sondern als Fundament einer messbaren Customer Journey begreift – vom viralen PR-Gag bis zur PDF-Übergabe an den Installateur.
Hier sind meine strategischen Highlights aus Jörgs Session.
Content Mapping & Branding: Warum ein „Duschbier“ SEO-Gold ist
Jörg machte deutlich: Die Customer Journey beginnt oft weit vor dem eigentlichen Produktbedarf. Um hier sichtbar zu sein, setzt Hansgrohe auf Content Mapping über alle Kanäle (YouTube für How-Tos, Instagram für Inspiration) und bindet echte Experten ein, um Trust-Signale zu senden.
Doch das eigentliche Highlight war ein Best-Practice-Beispiel für Online-PR als SEO-Hebel: Die Kampagne „Bitte ein Duschbier“. Was zunächst nach einem Marketing-Gag klingt, war ein strategischer Schachzug. Die Story schaffte es in fast alle großen digitalen Tageszeitungen.
- Der Effekt: Massiver Traffic-Zulauf und – noch wichtiger für uns SEOs – hochwertige Backlinks von High-Authority-Domains.
- Das Learning: SEO darf nicht isoliert betrachtet werden. Kreative PR, die Emotionen weckt, zahlt direkt auf die Domain Authority und die Sichtbarkeit ein. Branding und SEO verschmelzen hier untrennbar.

Activation & Lead-Gen: Der Simulator als Brücke zum MQL
Traffic ist gut, Interaktion ist besser. Doch wie verwandelt man einen anonymen Website-Besucher in einen qualifizierten Lead (MQL), wenn man keinen „Jetzt kaufen“-Button für eine 2.000€-Regendusche hat?
Jörgs Antwort: Interaktive Tools und Simulatoren. Hansgrohe bietet Nutzern an, ihre Dusche oder ihr Bad online zu konfigurieren und den Einspareffekt (Wasser/Energie) zu simulieren. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 10 % aller User nutzen diese Tools. Das ist eine Engagement-Rate, von der die meisten E-Commerce-Shops träumen. Hier geht es übrigens zum Bad Simulator von Hans Grohe.
Der entscheidende „Hand-off“: Am Ende der Simulation steht nicht der Kauf, sondern ein Service: Der User erhält ein konfiguriertes PDF oder kann diese direkt an einen Fachpartner senden oder damit in den Baumarkt gehen. Hier passiert die Magie: Die digitale Journey wird physisch. Der „Traffic“ wird zu einem konkreten Handlungsauftrag für den Handwerker oder den Baumarkt. Genau an diesem Punkt wird aus einem Besucher ein Lead, dessen Wert sich beziffern lässt.
Attribution ist ein Marathon, kein Sprint (Die 2-Jahres-Wahrheit)
Der vielleicht ehrlichste Moment des Vortrags war Jörgs Einblick in die Datenwelt eines Konzerns. Das Ziel ist klar: Wir wollen wissen, ob der Kunde, der heute beim Handwerker bestellt, vor sechs Monaten über das „Duschbier“ oder einen YouTube-Clip zu uns kam. Nur so lassen sich die Kosten pro Channel sauber erheben und Budgets effizient allokieren.
Doch Jörg warnte vor falschen Erwartungen:
„Bis messbare Daten entstanden und das Modell stand, dauerte es gut zwei Jahre.“
Attribution ist kein Schalter, den man umlegt. Es ist ein Prozess aus Datensammlung, Tracking-Konzepten und der Verknüpfung von Silos. Aber wenn es steht, kann Hansgrohe die vollständige Journey mappen und Leads auf ihre Ursprungsquelle zurückführen – egal ob Kampagne, SEO oder PR.

Fazit: Traffic „anzünden“ vs. Straßen bauen
Für mich war dieser Vortrag die perfekte Ergänzung zum Vormittag. Während Björn Darko uns gezeigt hat, wie wir Traffic „anzünden“, hat Jörg Niethammer uns gelehrt, wie wir mit langem Atem die Straßen bauen, auf denen dieser Traffic sicher zum Ziel (Umsatz) fährt.
Meine 3 Key-Takeaways für unsere Arbeit bei Klixpert:
- Mut zu PR im SEO: Auch im vermeintlich trockenen Sanitär- oder B2B-Bereich funktionieren emotionale Hooks („Duschbier“), um Authority aufzubauen.
- Tools statt nur Text: Simulatoren und Rechner sind mächtige Werkzeuge, um die Verweildauer zu erhöhen und „Soft Conversions“ (MQLs) zu generieren.
- Geduld bei Daten: Ein sauberes Attributionsmodell braucht Zeit. Wer nach drei Monaten aufgibt, wird nie die wahre Effizienz seiner Kanäle verstehen.
Jörg zeigt eindrucksvoll: SEO ist am Ende kein Selbstzweck, sondern der Startpunkt einer messbaren Wertschöpfungskette.
Wer mehr über Jörg Niethammer und seine Arbeit wissen möchte, findet hier sein Linkedin Profil
Habt ihr eure Customer Journey schon lückenlos gemappt oder verliert ihr den User noch im „Niemandsland“ zwischen Website und Vertrieb?















