Wenn der Head of SEO einer internationalen Unternehmensgruppe die Bühne betritt und seinen Slot nicht mit Excel-Tabellen, sondern einer Rap-Einlage beginnt, ist das mehr als nur eine Show. Es ist ein Symbol für den notwendigen Mindset-Shift im modernen Content-Marketing. Björn Darko hat auf der SEOkomm im Rahmen der OX 2025 (Online Expert Days) in Salzburg eindrucksvoll demonstriert, dass wir uns von alten SEO-Dogmen verabschieden müssen, um im Jahr 2026 massiven Traffic zu generieren.
Sein Thema: Google Discover. Ein Kanal, der für viele Unternehmen noch eine „Black Box“ ist, bei gezielter Umsetzung jedoch systematisch Millionen von Klicks liefert.
Die zentrale These des Vortrags war radikal: Google Discover folgt nicht den Regeln der Suche (Search), sondern den Regeln von Social Media. Wer hier gewinnen will, muss aufhören, wie ein technischer SEO zu denken, und anfangen, wie ein Publisher zu agieren.
Hier sind die tiefgehenden Analysen und Strategien aus Björns „Discover at Scale“-Framework.
Journalismus und Frequenz als Speerspitze zu mehr Traffic und Citations
Björns provokante These „Don’t hire a SEO – hire a Journalist“ fundiert auf der technischen Natur von Google Discover. Während die klassische Google-Suche ein Pull-Kanal ist (Nutzer hat ein Bedürfnis -> sucht -> findet), ist Discover ein Push-Kanal. Der Feed wird basierend auf Interessen kuratiert, ähnlich wie bei TikTok oder Instagram.
Es geht laut Björn um Frequenz: “Wir brauchen umfassende Cluster und täglich Veröffentlichungen über Monate – die ersten Beiträge können erst nach drei Monaten relevant werden, dann beginnen die richtigen Spiele!”
In diesem Umfeld ist die Click-Through-Rate (CTR) das entscheidende Signal für den Algorithmus. Ein technischer SEO optimiert für Crawler; ein Journalist schreibt für menschliche Aufmerksamkeit.
Die Erfolgsformel von Björn lässt sich als „Sexy-Framework“ zusammenfassen, das die psychologische Klick-Barriere senkt:
- Sexy Bild: Visuelle Assets müssen „Thumb-Stopping-Power“ besitzen. Hochglanz-Stockfotos werden ignoriert. Es braucht „mutige“, emotionale Bilder, die im Feed auffallen.
- Sexy Headline: Journalistische Zuspitzung statt Keyword-Stuffing. Die Headline muss Neugier wecken, ohne ins unseriöse Clickbaiting abzurutschen.
- Sexy Einführungstext: Der Teaser muss die „Time on Site“ sofort sichern.
- Sexy Frequenz: Zieh es durch bis nichts mehr geht.
Der strategische Hebel: Journalistisch aufbereiteter Content wird häufiger von anderen Medien zitiert. Dies generiert natürliche Citations. Für Google ist das ein massives Vertrauenssignal. Discover-Traffic ist somit nicht nur ein Klick-Lieferant, sondern ein Vehikel zum Aufbau von Brand Authority, was wiederum die Rankings in der klassischen Suche stützt. PR und SEO verschmelzen hier.
E-E-A-T & Entity Stacking: Die Architektur der Autorität
Im Zeitalter von AI-Content ist E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) die wichtigste Währung. Google muss verstehen, wer der Absender ist und warum er kompetent ist.
Björn stellte hierzu das Konzept des „Entity Stacking“ vor. Anstatt Content anonym oder unter generischen Firmenprofilen zu veröffentlichen, werden gezielt Autoren-Entitäten aufgebaut. Hinsichtlich Themen und Entitäten gilt es breit zu arbeiten, aber im semantischen Spektrum des Projektes zu bleiben. In seinem konkreten Fall schreibt er für ein Real-Estate Projekt auch über Tiny-Homes, Gartengestaltung und die Terrasse. In seinem Fall hat er keine Kochrezepte veröffentlicht 😉
- Der Prozess: Ein Experte (als verifizierte Entität im Knowledge Graph des Projekts) veröffentlicht konsequent Inhalte zu einem spezifischen Themen-Cluster (z.B. Immobilienmarkt Hamburg, Living, Wohnen, Lifestyle, Garten, Terrasse).
- Der Effekt: Google verknüpft die Entität „Autor“ fest mit der Entität „Thema“. Wenn diese Verbindung steht, genießt jeder neue Artikel dieses Autors einen Vertrauensvorschuss („Themenautorität“) und wird schneller in Discover ausgespielt.
Ergänzend dazu spielt die Local Authority eine immense Rolle. Wer täglich relevante Inhalte für eine spezifische Region liefert, wird von Google als lokale Autorität erkannt und im Feed der dort ansässigen Nutzer bevorzugt.
„Wir fahren Schlitten, solange der Schnee fällt“ – die Republishing-Strategie
Einer der wertvollsten Growth-Hacks aus dem Vortrag betrifft den Lebenszyklus von Content. Die meisten Marketer betrachten einen Artikel als „abgeschlossen“, sobald er veröffentlicht ist. Das ist Ressourcenverschwendung.
Björns Metapher: „Wir fahren Schlitten, solange der Schnee fällt.“ Das bedeutet: Solange ein Thema relevant ist und auf Discovery Traffic auslüst, wird der Content am Leben erhalten. Die Aviv Group nutzt hierfür eine aggressive Republishing-Strategie:
- Monitoring: Die Traffic-Kurve eines Artikels wird überwacht.
- Re-Initzierung: Sobald der Traffic abflacht (Interesse sinkt oder „Freshness“-Score bei Google fällt), wird der Artikel aktualisiert.
- Update: Das Veröffentlichungsdatum wird aktualisiert, Inhalte werden geschärft.
- Resultat: Der Artikel wird erneut in den Discover-Feed gespült.
Björn zeigte Beispiele von Artikeln, die bis zu 22-mal republished wurden. Das Ergebnis ist eine „dramatische Steigerung“ des Traffics: Der Artikel baut über die Zeit immer mehr Signale auf, anstatt jedes Mal bei Null zu beginnen. Für uns als Growth Marketer ist das Effizienz in Reinform: Maximaler Output aus bestehenden Assets.
Für einige Leute im Zuschauerraum verwirrend oder gar verstörend. Aber klar, dies ist eine Kontra-Strategie zum klassischen SEO, wie wir das bisher kannten. Hier ist Björn ganz klar.
Prozess-Skalierung: KI und Struktur
Um Discover dominieren zu können, ist Frequenz entscheidend. Die Empfehlung lautete: Mindestens ein Content-Piece pro Tag pro Cluster. Dies ist manuell kaum skalierbar, weshalb Prozesse und KI unverzichtbar sind.
- KI-Einsatz: Nicht zur Texterstellung (da fehlt die journalistische „Soul“), sondern zur Strukturierung. KI hilft, Themen zu clustern, Gliederungen zu erstellen und Variationen von Headlines zu testen.
- Formatierung für Discover: Der Feed bevorzugt Inhalte, die schnell konsumierbar sind. Tabellen, Listen und klare Strukturen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Ausspielung.

Mein Fazit zur Keynote von Björn Darko:
Der Vortrag von Björn Darko war ein Weckruf für die Branche. Google Discover ist kein Zufallsprodukt, sondern ein Kanal, der sich durch klare Prozesse, journalistische Qualität und technisches Entity-Management steuern lässt.
Die Key-Takeaways für unsere Strategien bei Klixpert:
- Auch mal Weg vom Keyword, hin zur Entität.
- Content-Lifecycle-Management (Republishing) ist in diesem Case wichtiger als ständige Neuproduktion.
- Prozesse schlagen Glück. Nur wer täglich liefert, bleibt im Google Discover-Feed und wird mit massiven Traffic-Spitzen belohnt.
Wer tiefer in Björns Denkweise eintauchen möchte, dem empfehle ich seinen Podcast SEOPPRESSO – es gibt genau zu diesem Case auch eine Podcast-Episode.
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